Historie des Regio Airport MENGEN

Die militärische Geschichte

Die ersten Verhandlungen zur Erstellung der Flugplatzanlage in Mengen wurden schon am 1. Juni 1935 aufgenommen. Erst drei Jahre später wurde das Gelände zwischen Mengen und Beizkofen im Auftrag des Reichsluftfahrtministeriums vermessen. 142 ha Wiesen und Äcker aus bäuerlichem Besitz, das sogenannte Österfeld, gingen in Reichsbesitz über. Hier sollte ein Militärflugplatz gebaut werden, der aus Tarnungsgründen als Notlandeplatz bezeichnet wurde. Bis Ende Dezember 1938 waren die Vermessungs- und Planungsarbeiten so weit vorangeschritten, dass im Januar 1939 die Erdbewegungen in Großeinsätzen zügig vorangetrieben werden konnten. Im Mai 1939 wurden jedoch viele Arbeitskräfte abgezogen, da bei Sigmaringen auf dem Gelände der heutigen Bundeswehrkaserne ein größerer Flugplatz entstehen sollte. Als sich dort aber große geologische Schwierigkeiten zeigten, wurde das Projekt in Sigmaringen zurückgestellt und der Flughafen in Mengen weiter gebaut.

Während des Frankreich-Feldzugs im Jahr 1940 konnten von Mengen aus keine Flüge durchgeführt werden, da zu dieser Zeit eine Betonstartbahn von 1.200 x 80 m entstand. Es war eine der ersten Startbahnen im Deutschen Reich. Damit verfügte Mengen lange vor den Flughäfen Frankfurt, München oder Berlin über diesen Luxus! Diese Startbahn wurde Ende 1944 auf 1.500 m und 1955 sogar auf 1.700 m verlängert. Ursprünglich war an die Stationierung eines schweren Jagdgeschwaders („Zerstörer") gedacht worden. Aber die Lage an den Fronten machte eine Änderung der Pläne notwendig. So verlegte die Flugzeugführerschule 116 Göppingen im Frühjahr 1941 ihre Anfängerschulung nach Mengen, um hier bis zum Kriegsende junge Piloten auszubilden. Bereits seit 1940 befand sich in Mengen die „Abteilung Musterbau" der Dornier Flugzeugwerke Friedrichshafen, die bis zum Ende des Krieges Erprobungs- und Versuchsflüge durchführte. Erwähnt werden sollen in diesem Zusammenhang die Versuche mit dem Stratosphärenflugzeug Dornier Do 217P (Flughöhe 15.200 m), mit dem Modell des Großflugbootes Do 214 (für den Passagierverkehr über den Atlantik) und nicht zuletzt der Erstflug und die Erprobung aller Prototypen des zweimotorigen schweren Jägers Do 335 „Ameisenbär", der wahrscheinlich das schnellste Kolbenmotorflugzeug der Welt war. Als Besucher verzeichnete der Flugplatz Mengen aber auch die ersten Düsenjäger, nämlich die Me 262 und das damals größte Flugzeug der Welt, die sechsmotorige Me 323 „Gigant".

Am 22. April 1945 besetzten die Franzosen Stadt und Fliegerhorst. Damit war die Ära „Reichsluftwaffe" zu Ende. Die Stadt Mengen hatte einen frazösischen Kommandanten, und auf dem Fliegerhorst entstand eine Flugleitstelle der „FFA" Force Francaise en Allemagne. Unmittelbar vor Kriegsende richteten die Franzosen zwischen Straßburg und Mengen eine Luftbrücke ein. Als die französische Armee bei ihrem Vormarsch die Stadt Isny erreicht hatte, ging ihr der Kraftstoff aus. Dieser wurde nun in einem Gewaltunternehmen mit Flugzeugen vom Typ C-47 nach Mengen geflogen, eine Quelle spricht von bis zu 3.000 Tonnen pro Tag! Am 8. Mai 1945 flog der französische Oberbefehlshaber, General Jean de Lattre de Tassigny, von Mengen nach Berlin, um dort als Vertreter Frankreichs die deutsche Kapitulationserklärung entgegenzunehmen. Nach Kriegsende verlegte eine französische Bomberbrigade mit mittleren Bombern vom Typ B-26 „Marauder" nach Mengen, um von hier aus Transportaufgaben zu übernehmen. Die letzten dieser Flugzeuge kamen im August 1947 in den Senegal. Darüber hinaus betrieb die französische Luftwaffe über längere Zeit auch einen Kurierdienst Paris - Straßburg - Koblenz - Mengen - Straßburg - Paris mit zweimotorigen Flugzeugen (Ju 52/Beech).

Ab Juli 1952 durften in Mengen auch wieder Deutsche unter französischer Aufsicht mit Segelflugzeugen fliegen. Zeitweise flogen hier bis zu elf Fliegergruppen mit sechs Winden! In
den Jahren 1952/1955 prüfte die NATO den Ausbau zu einem Düsenjägerflugplatz mit einer Startbahn von 2 440 m Länge. Wegen des Missionsbergs im Westen wurde diese Absicht aber aufgegeben. Zwischen 1957 und 1963 wurde der Platz Mengen zur Schulung von Piloten der Luftwaffe benutzt. Zu- nächst waren es Piper, Do 27, Pembroke und Noratlas aus Memmingen, ab 1959 die T-6 Harvard aus Landsberg, von denen zeitweise über 40 hier stationiert waren und die wegen ihres unglaublichen Lärms noch vielen älteren Mengenern in Erinnerung sein dürften. Von 1960 bis 1966 war darüber hin- aus das Escadron Aerien 3/521 der französischen Luftwaffe in Mengen stationiert, das unter Mithilfe von Soldaten der US Army französische Soldaten an der Flug-Flugabwehrrakete Nike-Ajax und später an der Nike-Hercules ausbildete.
In diesen Jahren bot der Flugplatz Mengen das Bild einer kleinen NATO: deutsche Flugschüler flogen mit britischen Fluglehrern und daneben hantierten amerikanische und französische Soldaten an den Raketen - dies alles in besten Einvernehmen. Man darf nicht vergessen, dass der 2. Weltkrieg gerade 15 Jahre vorher beendet worden war!

Im Spätherbst 1960 wurde mit dem Bau der heutigen Kasernenanlage im südlichen Teil des Fliegerhorstes begonnen. Bis dahin hatte es auf dem Platz, abgesehen von einigen Baracken und Zelten, keine Unterkünfte gegeben. Das Stammpersonal wohnte privat in der Umgebung, was nicht zuletzt zu den sehr guten Beziehungen mit der zivilen Bevölkerung führte. Die neuen Unterkünfte konnten im Sommer 1962 bezogen werden, aber schon im Herbst wurde der Flugbetrieb mit der T-6 Harvard eingestellt, da man die Ausbildung der Flugzeugführer in die USA verlegte. Deswegen wurde auch die geplante größere Startbahn nicht gebaut, die an Mengen vorbei (Richtung Südwest / Nordost) eine Länge von 2.000 m haben sollte. Nach 1962 versank der Platz weitgehend in einen Dornröschenschlaf, der nur für wenige Wochen im Jahr durch Übungsflugbetrieb oder Fallschirmbiwaks unterbrochen wurde, bei dem die Noratlas, später die Transall und Hubschrauber eingesetzt wurden.

Die zivile Geschichte

Der Übergang von der militärischen zur zivilen Geschichte des Flugplatzes Mengen-Hohentengen im Jahr 1978 war zugleich der Startschuss zur Gründung der Flugplatz Mengen-Hohentengen GmbH als Betreiberin des gleichnamigen Verkehrslandeplatzes (VLP). Gründungsgesellschafter waren außer dem Landkreis und einigen Städten und Gemeinden das Fürstenhaus Hohenzollern-Sigmaringen, verschiedene Wirtschaftsunternehmen und Bankinstitute sowie mehrere Fliegergruppen.

Ziel der Gründung war es, durch Bereitstellung eines Verkehrslandeplatzes einen konkreten Beitrag zur Verbesserung der Verkehrsanbindung und damit der wirtschaftlichen Situation im strukturschwachen Landkreis Sigmaringen zu leisten, bestehende Unternehmen zu halten und neue anzusiedeln.
Seit 1978 wurde der Flugplatz kontinuierlich ausgebaut.

Heute verfügt er über eine gute technische Infrastruktur und einen hohen Sicherheitsstandard.
Als herausragende Maßnahmen sind zu nennen:
- der Bau eines Towers mit allen für die Flugsicherheit notwendigen Einrichtungen
- der Ausbau der Start-/Landebahn mit einer Länge von 1.600 m
- die Einrichtung einer Nacht- und Anflugbefeuerung
- der Bau einer Tankstelle
- die Erstellung einer Gaststätte
- EInrichtung des Luftraumes F
- Bau eines Hotel Garni

Derzeit befinden sich Flugzeughallen auf dem Flugplatzgelände und es sind zahlreiche Flugzeuge stationiert. Die Firma Comco Ikarus, bekannter Hersteller von Ultraleichtflugzeugen, die Firma Schäfer, sowie die Firma Wezel Flug- zeugbau und Verkauf haben ihren Standort ebenfalls am Flugplatz. Die Fliegergruppe Mengen und die Luftsportgruppe Ravensburg bereichern das Angebot des VLP. Die notwendigen Ausbaumaßnahmen wie Sanierung der Tankanlage und des gesamten Kanalisationssystems sowie die grundlegende Erneuerung von Start-/ Landebahn und Taxiway wurden durch eine Kapitalerhöhung und Unterstützung des Landes finanziert. Beispielhaft ist hier das große Engagement der Unternehmer, der umliegenden Gemeinden und insbesondere des Landkreises zu nennen. Alle Beteiligten waren von dem Gedanken getragen, den Verkehrslandeplatz im Sinne einer aktiven Wirtschaftsförderung für die gewerbliche Wirtschaft des Landkreises und darüber hinaus zu erhalten und zu stabilisieren. 

Dieses Ziel steht auch heute noch an oberster Stelle. Das gemeinsame Anliegen von Landkreis, Unternehmern und Ge- meinden schlägt sich auch in der Struktur der GmbH nieder. So sind im Verwaltungsrat neben dem Landkreis und verschie- denen Wirtschaftsunternehmen die beiden Anliegergemein- den Mengen und Hohentengen vertreten. Die Gesellschafter- versammlung mit fast 40 Mitgliedern setzt sich aus dem Landkreis, neun Städten und Gemeinden, Wirtschaftsunter- nehmen, Bankinstituten, den ansässigen Fliegergruppen, einigen Privatinvestoren und Charterflugunternehmen zusammen. Heute hat der Verkehrslandeplatz Mengen-Hohentengen mit etwa 30.000 Flugbewegungen einen festen Platz im Angebot der Verkehrslandeplätze des Landes Baden-Württemberg, und ist für eine Reihe von Betrieben zu einem wichtigen Standortfaktor geworden, insbesondere auch wegen der Zollabfertigung für Auslandsflüge.

Quelle: Mengener Schriften Heft 5/2009 Joachim Streit: 70 Jahre Flugplatz Mengen

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